«Speckwürfelschiefer» bzw. «Kristallinkonglomerate»
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- Farbe CMYK
- (0%,5%,53%,16%)
- Farbe RGB
- R: 215 G: 205 B: 100
- Rang
- lithostratigraphische Einheit
- Gebrauch
- Element ist in Gebrauch
- Status
- inkorrekter Begriff (jedoch informell gebraucht)
- SKS-Notiz
-
Vorschlag: Älplichopf
Nomenklatur
- Deutsch
- «Speckwürfelschiefer» bzw. «Kristallinkonglomerate»
- Français
- «Speckwürfelschiefer» bzw. «Kristallinkonglomerate»
- Italiano
- «Speckwürfelschiefer» bzw. «Kristallinkonglomerate»
- English
- «Speckwürfelschiefer» bzw. «Kristallinkonglomerate»
- Herkunft des Namens
-
Eckige kristalline Körner oder Brocken, welche in einer Tonmatrix schwimmen.
- Historische Varianten
-
Speckwürfelschiefer = Kristallinkonglomerate (Leupold 1942, Rutsch et al. 1966), Schwarze Schiefer + Kristallinkonglomerate (Wegmann 1961), Crystalline Conglomerate (Lihou 1996b)
Beschreibung
- Mächtigkeit
- 20-50 im N, 60-100 m im S.
Hierarchie und Abfolge
- Hangendes
Geografie
- Geographische Verbreitung
- Hinterster Calfeisental, Weisstannental. Der kristalline Detritus erscheint im Querschnitt Elm-Panixerpass schliesslich nur noch als linsenförmige Einlagerungen von polygenen Breccien.
- Typlokalität
-
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Aelplichopf, oberhalb Alp Sardona
Merkmale des Ortes- typische Fazies
- Grat
- (2739200 / 1198900)
- Leupold & Herb in: Rutsch et al. 1966
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Aelplichopf, oberhalb Alp Sardona
Referenzen
- Erstdefinition
-
1942) :
Neue Beobachtungen zur Gliederung der Flyschbildungen der Alpen zwischen Reuss und Rhein. Eclogae geol. Helv. 35/2, 247-291
S.256: „Kristallinkonglomerate", Komplex von kohlschwarzen, glatten, serizitisch glänzenden Tonschiefern, in welche grobklastischer kristalliner Detritus aller Kaliber einsedimentiert ist, bald in einzelnen „exotischen Blöcken" bis zu Kubikmetergrösse, bald in einzelnen faustgrossen Gerollen, bald als zentimetergrosse, reichlich in die Schiefergrundmasse eingestreute Brocken („Speckwürfelschiefer"). Stellenweise häufen sich die kristallinen Komponenten zu eigentlichen Konglomeratbänken von einigen Metern Mächtigkeit, bestehend aus einer Agglomeration von gut gerundeten Blöcken bis zu Metergrösse, fast ohne Zement. Kristallinmaterial überwiegend helle Orthogneisse und Glimmerschiefer, in einer wenig charakteristischen, am ehesten an die Kristallinkerne der tief- bis mittel-penninischen Einheiten erinnernden Mischung.
(
- Neubearbeitung
-
1966) :
Alpes suisses et Tessin méridional. Lexique stratigraphique international, vol. 1 Europe, fasc. 7c
KRISTALLINKONGLOMERATE (Palaeocaen ; Ultrahelvetikum / Schichtglied des Sardonaflysches).
W. Leupold (1943): Neue Beobachtungen zur Gliederung der Flysch-bildungen der Alpen zwischen Reuss und Rhein. Eclogae geol. Helv., 35/2, (1942): 256.
Synonyma: «Speckwürfelschiefer» W. Leupold 1943: 256. «Kristallinkonglomerat und schwarze Schiefer»
W. Rüefli 1959: 150. «Schwarze Schiefer, (mit) Kristallinkonglomerate(n)» R. Wegmann 1961: 133.
Typlokalität: WSW Aelplichopf, oberhalb Alp Sardona (LK. Bl. 247), Koord. 739.200/198.900/2420 m.
Gut zugängliche und typische Aufschlüsse befinden sich auch in der unmittelbaren Umgebung der Sardonahütte SAG.
Schon in seiner ersten stratigraphischen Einteilung des Sardonaflysches (1939a) schied W. Leupold unter dem Sardonaquarzit einen Horizont von «Untersten Kristallinkonglomeraten mit schwarzen Tonschiefern» aus. Später entdeckte er dann, dass alle diese Einstreuungen von «exotischen Blöcken» im Sardonaflysch diesem einen niveau-konstanten Schichtglied unmittelbar unter dem Sardonaquarzit angehören, das er nun kurz als «Kristallinkonglomerate» bezeichnet (1943: 256) und wie folgt charakterisiert hat: «Komplex von kohlschwarzen, glatten, serizitisch glänzenden Tonschiefern, in welche grobklastischer kristalliner Detritus aller Kaliber einsedimentiert ist, bald in einzelnen «exotischen Blöcken» bis zu Kubikmetergrösse, bald in einzelnen faustgrossen Geröllen, bald als zentimetergrosse, reichlich in die Schiefergrundmasse eingestreute Brocken («Speckwürfelschiefer»). Stellenweise häufen sich die kristallinen Komponenten zu eigentlichen Konglomeratbänken von einigen Metern Mächtigkeit, bestehend aus einer Agglomeration von gut gerundeten Blöcken bis zu Metergrösse, fast ohne Zement. Kristallinmaterial überwiegend helle Orthogneisse und Glimmerschiefer, in einer wenig charakteristischen, am ehesten an die Kristallinkerne der tief- bis mittelpenninischen Einheiten erinnernden Mischung.» Dies ist die typische Ausbildung, wie sie W. Leupold vor allem im hintersten Calfeisental vorfand und wie sie von W. Rüefli (1959) auch aus dem Weisstannental beschrieben worden ist.
In westlicher Richtung nimmt die Korngrösse und die Häufigkeit der kristallinen Einstreuungen mehr und mehr ab, so dass dort nach den Untersuchungen von Wegmann (1961) die «schwarzen Schiefer» der Grundmasse dominieren und der kristalline Detritus im Querschnitt Elm-Panixerpass schliesslich nur noch als linsenförmige Einlagerungen von polygenen Breccien erscheint.
Die erwähnten «exotischen Kristallinblöcke» waren schon Arn. Escher von der Linth bekannt und wurden erstmals von Arn. Heim (1907, 1908: 76) und später vor allem durch J. Oberholzer (1933: 439) beschrieben. Heim verglich sie insbesondere auch mit den Kristallinblöcken aus dem Wildflysch in der Umgebung von Habkern, was viel dazu beigetragen hat, den «Glarner Wildflysch» mit dem Original-Wildflysch von Habkern zu identifizieren. Erst W. Leupold (1943) wies dann auf den fundamentalen Unterschied hin, der sowohl hinsichtlich des Alters wie auch des Kristallinmaterials zwischen diesen beiden «Wildflyschtypen» besteht. So stellte Leupold (1939a, Taf. 12) solche Kristallinkonglomerate auch im Ragazerflysch (>>>) im Liegenden der untereocaenen Nummulitenkalke fest, was ihn dazu führte, in diesem Horizont die ungefähre Lage der Kreide/Tertiär-Grenze zu erblicken. Diese Folgerung hat sich später durch die Untersuchungen von Rüefli (1959) und Wegmann (1961) bestätigen lassen. Zwar fand Wegmann in den schwarzen Schiefern stellenweise eine Globotruncanenfauna, doch ist diese seiner Ansicht nach aufgearbeitet, zumal Rüefli im gleichen Horizont im Zement von Kristallinbreccien Discocyclina aff. seunesi auffinden und damit das palaeocaene Alter beweisen konnte. Die Mächtigkeit der Kristallinkonglomerate beträgt im Untersuchungsgebiet von Wegmann 20-50 m im N, 60-100 m im S. Mit dem liegenden Sideroliteskomplex (>>>) sollen sie hier durch Uebergänge verbunden sein, wogegen W. Bisig (1957: 222) und W. Rüefli (1. c.: 144) eher geneigt sind, an eine transgressive Auflagerung zu denken.
Zur Nomenklatur: Die Grundmasse der Kristallinkonglomerate besteht aus den schon von Oberholzer geschilderten, meistens knorrigen, seltenen dachschieferartig ebenflächigen, stets serizitisch glänzenden «Schwarzen Schiefern», innerhalb welcher die Einstreuungen von Kristallinmaterial, auch die Kristallinkonglomerate, nur untergeordnete und nicht auf grosse Länge aushaltende Einlagerungen bilden. Trotzdem hat W. Leupold unter seiner Bezeichnung «Kristallinkonglomerate» den ganzen Schichtkomplex mit den dominierenden schwarzen Schiefern verstanden und W. Bisig (1957: 221) ist ihm darin gefolgt. W. Rüefli (1959: 150) dagegen stellt seine Beschreibung dieser Abteilung unter die Ueberschrift: Das Kristallinkonglomerat und die «schwarzen Schiefer». R. Wegmann konstatierte, dass das Kristallinmaterial in der W-Region des Sardonaflysches gegen den Panixerpass an Korn-grösse und Menge stark abnimmt und spricht deshalb von der Schichtabteilung der «Schwarzen Schiefer 5» mit Einlagerung der «Kristallinkonglomerate 5'» (1961: 133; «Schwarze Schiefer» auch in Legende Taf. I und II).
Gute Aufschlüsse dieser Ausbildung befinden sich z.B. am Aufstiegsweg von den «Niederen» nach der Martinsmadhütte (LK, Bl. 247, SSE Elm) jeweilen in der stratigraphischen Unterlage der muldenförmig gelagerten Einspitzungen von Sardonaquarzit, am besten zu beobachten in der mittleren Karstufe (vgl. lithologisches Detailprofil in R. Wegmann I.e., Taf. 3, Fig. 16).
Der treffendste Ausdruck für die ganze Schichtabteilung wäre wohl die Bezeichnung «Speckwürfelschiefer», welche von W. Leupold (1943) gelegentlich verwendet und auch von W. Bisig (1. c.: 221) und W. Rüefli (1. c.: 155) wieder erwähnt worden ist.
Im südwestlichsten Hauptverbreitungsgebiet des Sardonaflyschs, in der Umgebung des Panixerpasses, ist die Abtrennung der Kristallinkonglomerate von dem darüber folgenden «Unteren Oelquarzithorizont» infolge der Faziesänderungen offenbar nicht mehr möglich. R. Wegmann (1961: 140) fasste deshalb diese beiden Horizonte hier unter dem Ausdruck «Para-Oelquarzitkomplex» zusammen
Literatur: W. Bisig (1957), Arn. Heim (1907, 1908a, 1910, 1911), W. Leupold (1939a, 1943), J. Oberholzer (1933), W. Rüefli (1959), K. Tolwinski (1911), R. Wegmann (1961).
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